Schlesinger, Georg
Bahnhofstraße 51
Geburtsdatum: 26.02.1870
Ermordet im September 1942 im Vernichtungslager Treblinka
Verlegedatum: 28.09.2006
Georg Schlesinger wurde am 26. Februar 1870 in Frankfurt/Oder als vierter Sohn des Fabrikanten und Kaufmanns Jacob Meier Schlesinger und seiner Frau Seraphine Schlesinger, geb. Nathan, geboren.
Er besuchte das humanistische Friedrichsgymnasium in Frankfurt an der Oder. Mit 16 Jahren begann er in Berlin eine Lehre in der "Mechanischen Tricot – Wirkerei und Jersey – Confection Albert Böllendorf".
1891, nach fünfjähriger Ausbildung, trat er in das väterliche Unternehmen ein, welches 1913 seinem Bruder Albert übernahm. 1896 heiratete er Olga Lychenheim, Tochter des Kaufmanns Julius Lychenheim. Er meldete sich 1889 freiwillig zum Militärdienst und kam diesem in den Jahren 1890 und 1893 nach.
1914 ließ er sich mit seiner Ehefrau und seinen beiden Töchtern in Cottbus nieder, um als selbstständiger Kaufmann tätig zu sein. Im März 1916 verlieh ihm der Magistrat die Bürgerrechte. Georg Schlesinger war immer loyal und fühlte sich den geltenden Regeln und gesellschaftlichen Normen verpflichtet. Seine politische Heimat fand er in der DDP, der er bis zur Auflösung angehörte. Gleichzeitig war er von 1921-1938 Mitglied des Unabhängigen Orden Bne Briss. Von 1920-1938 gehörte er dem "Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" an. 1924 starb seine Frau Olga, welche auf dem neuen jüdischen Friedhof in Cottbus ihre letzte Ruhestätte fand.
Seit 1930 war er Rendant (Rechnungsführer; kaufmännischer Geschäftsführer) der Synagogengemeinde. Später wurde er auch zum Vorsteher der Synagogengemeinde gewählt. Der „Führer und Reichskanzler“ verlieh ihm im Jahre 1934 durch die Stadt Cottbus das „Ehrenkreuz für Kriegsteilnehmer“, doch half ihm dies nicht, der Diskriminierung durch die NS-Gesetze zu entfliehen. Er galt als ein kluger Ratgeber, setzte sich für die Gleichberechtigung seiner Gemeindemitglieder ein und bemühte sich, Auswanderungswilligen zu helfen. 1937 musste er seine Wohnung in der Bahnhofstraße räumen und in die Marienstraße 19 umziehen. Nur ein Jahr später erfolgte ein erneuter Umzug, dieses Mal musste er in das "Judenhaus" in der Roßstraße 27 ziehen.
Der mittlerweile 72 Jahre alte Georg Schlesinger heiratete am 14. April 1942 Adele Behrendt. Adele Behrendt, geboren am 29. Oktober 1892 in Scharnau (Sarnowo), ist seit vielen Jahren als Haushälterin bei Georg Schlesinger tätig. Wenige Monate später, am 8. August 1942 werden die beiden in die Münzstraße 42 umgesiedelt.
Einen Tag vor der Gefangennahme und Deportation aller Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses Münzstraße 42 schreibt Georg Schlesinger an einen Cottbuser Spediteur: "… bevor wir morgen in aller Frühe diese Stadt verlassen, möchte ich nicht verfehlen, Ihnen Dank und Anerkennung auszusprechen für Ihren Beistand bei den verschiedenen Umzügen, die wir Ihrer Firma übertragen hatten…. Sie haben sich stets selbst mit eingesetzt mit Rat und Tat und haben gewissermaßen mein Interesse zu dem Ihrigen gemacht…. Ich darf Ihnen sodann unsere besten Wünsche für Sie aussprechen und will Ihnen so 'Lebe wohl' sagen."
Am 24. August wird das Ehepaar Schlesinger nach Frankfurt/Oder gebracht. Von dort aus werden sie mit über 750 älteren Jüdinnen und Juden ins "Altersghetto" Theresienstadt deportiert. Es soll jedoch noch nicht ihre letzte Station sein. Adele und Georg Schlesinger werden am 23. September 1942 ins Vernichtungslager Treblinka gebracht. Dort finden beide den Tod. In Auschwitz erleiden ihre Tochter sowie ihr Schwieger- und Enkelsohn dasselbe Schicksal.
Dokumente zu Georg Schlesinger:
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